Er verstand es, aus seinen Musikanten – allesamt zählen sie in der Region zur Creme de la Creme der Blasmusik und spielen noch in ihren Heimatkapellen mit – die Höchstleistung heraus zu kitzeln. "Höher – schneller – weiter" – so umschrieb Sarno das Motto des musikalischen Abends. Die Steigerungsform dieser Adjektive beziehe sich aber nicht auf die Spielweise seines Orchesters, ließ der Dirigent vorab gleich wissen. Obwohl die Musiker auf der Bühne in einigen Werken in puncto Tempi extrem gefordert waren und sie auch die Töne in den höchsten Lagen noch sauber und präzise trafen. Jede Komposition stehe zu diesem Motto in einem gewissen Zusammenhang – oder in einem Kontrast, klärte der musikalische Leiter auf.
Das spektakulärste und mit dem größten Beifall bedachte Musikstück aus dem Programm war "The Fly" aus der Feder des spanischen Komponisten Oscar Navarro Gonzalez. Wer hat das noch nicht erlebt: Eine im Schlafzimmer umherschwirrende Fliege raubt einem den Schlaf. Selbst den gutmütigsten und ruhigsten Menschen kann so eine Fliege zur Weißglut bringen. Genau diese Situation hat der spanische Musiker in seiner Komposition treffend umgesetzt. Nicht der Bassist oder der Klarinettist schnarchte. Es waren ihre Instrumente, welche die Schlafgeräusche fast originalgetreu wiedergaben. Danach setzte eine furiose Jagd auf das Insekt ein. Fliegenklatschen kamen zum Einsatz. Selbst gebastelte "Fliegeninstrumente" imitierten das lästige umherfliegende Biest. Am Schluss dann der finale Schlag: Die musikalische Hetzjagd durch alle Register hindurch auf die "Nachruhestörerin" war beendet.
Präzises Spiel
Als "ungewöhnlich, aber dennoch interessant" kündigte Dirigent Sarno, er leitet auch noch die Audi-Bläserphilharmonie Ingolstadt sowie weitere Projektorchester, das Werk "Stampede" des Amerikaners Steven Bryant an. Fast sämtliche Taktarten tauchen in dieser musikalischen Anlehnung an den "Wilden Westen" auf. Für die Aktiven dieses ausgezeichneten Auswahlorchesters stellte diese Herausforderung kein Problem dar.
Im schönen, tief bewegenden Choral "Sleep", einer Vertonung eines Gedichts von Eric Whitacre, für einen Chor komponiert, ahmte die diesjährige Besetzung der "Windphonics" erfolgreich das Timbre der menschlichen Stimme nach. Das volle harmonische Klangbild, die gut herausgearbeiteten Legato – Passagen wie auch die sich schräg anhörenden und dennoch exakt gespielten Dissonanzen prägten dieses für ein Blasorchester arrangierte ursprüngliche Vokalstück.
Der Beifall am Ende des Konzertes war enorm. Dirigent Sarno und seine Musikerschar freuten sich sichtlich über die große Wertschätzung. Und die Gäste freuten sich schon wieder auf das Konzert 2020.
(Pressebericht Schwarzwälder Bote, 23.06.2019)