Federnd frisch, mit funkelnder Präzision und mitreißend leidenschaftlich – so klingt Blasmusik, wenn sie von WINDPHONICS interpretiert wird. Nun hat das junge sinfonische Blasorchester der Region, das hoch motivierte Nachwuchsmusiker und Profis zusammenführt und zu einem Aushängeschild der Musikschule Rottweil avanciert ist, zehnten Geburtstag. Das wird natürlich gebührend gefeiert – unter anderem mit einem Jubiläumsabend diesen Samstag.

Zu den Gratulanten zählt dabei Oberbürgermeister Ralf Broß, der die Musiker allerdings schon vorab beglückwünschte. WINDPHONICS sei „einzigartig“ und „ein herausragendes Beispiel dafür, was bürgerschaftliches Engagement auch im regionalen Kontext zu leisten vermag“, lobt der OB, wie der WINDPHONICS-Homepage schon dieser Tage zu entnehmen war.

Was Broß hervorhebt, ist – neben den klanglichen Qualitäten – in der Tat eines der Markenzeichen des Ensembles: Hervorgegangen aus einer Initiative von vier im Jahre 2006 noch blutjungen Musikern hat sich WINDPHONICS bis heute weitgehend selbst organisiert. Das illustriert, mit welch enormer Motivation alle bei der Sache sind.

Am Anfang stand die Idee, auf Projektbasis besonders anspruchsvolle, fordernde Stücke zu erarbeiten. Diese Idee hat gezündet – und erstaunlicherweise bis heute große Zugkraft. Um die 70 junge Musiker investieren alljährlich im Frühsommer mehrere Wochenenden, um beim schon traditionellen Jahreskonzert ein möglichst ausgereiftes Klangresultat präsentieren zu können. Die jüngsten sind um die 15 Jahre alt, aber auch Gründungsmitglieder, von denen einige Musik studiert und sich erfolgreich beruflich etabliert haben, halten dem Projektorchester die Treue.

Schon seit 2006 mit dabei ist unter anderem Jochen Hofer, bei dem mittlerweile die organisatorischen Fäden zusammenlaufen – ein fordernder Job, nicht nur wenn Konzertreisen anstehen, die das Orchester schon bis nach China geführt haben.

Wer neu dazu stoßen will, muss bei einem Probespiel überzeugen, so hoch sind die Ansprüche. Gerade das reizt offenbar viele. An Interessenten fehlt es jedenfalls nicht, wie Gabriele Hammen, die Leiterin der Rottweiler Musikschule, die bei den Vorspielen dabei ist, im Gespräch mit der NRWZ berichtet. WINDPHONICS mache dabei der Stadtkapelle und anderen Musikvereinen jedoch keine Konkurrenz, wie Hammen betont. Vielmehr biete sie Leistungsträgern eine Plattform, sich weiterzuentwickeln –eine für alle vorteilhafte Konstellation.

Als „großes Glück“ bewertet Hammen im Rückblick, dass Robert Kopf 2006 nicht nur die Initiative für das Projekt ergriff, sondern auch bis 2013 mit viel Herzblut als Dirigent den Weg von WINDPHONICS prägte.

Kopf, der mittlerweile die Münstersängerknaben leitet, hat eine sehr kollegiale Atmosphäre und vor allem ein Klangideal etabliert. Als studierter Organist dachte er den Bläserklang von der Orgel aus. Er förderte zwar Sattheit und Volumen – eine Qualität, die das Blasorchester für ihn jedem Streichorchester voraushat. Zugleich strebte er nach einem grundtönigen „deutschen“ Klang und versuchte, die kleinen Schärfen und Schrillheiten herauszufiltern, die sich in der Blasmusik schnell einschleichen.

Kopfs Ziel war ein abgerundetes, kultiviertes und dabei dynamisch-lebendiger Klangbild. Auch stilistisch hat Kopf Maßstäbe gesetzt. Denn da hatte WINDPHONICS von Beginn an keine Scheuklappen. Jazziges hat in den Programmen ebenso seinen Platz wie Big Band-Stücke, traditionelle schneidige Märsche und gewitzte Bearbeitungen – zum Beispiel von Andreas Kummerländer.

Die nachfolgenden Dirigenten Johannes Nikol und Tobias Mahl haben daran nahtlos angeknüpft – was unter anderem bei einem fulminanten Crossover-Projekt mit der Rock-Band Parka und dem Via Voce-Chor 2014 im Pflugsaal zu erleben war. Pietro Sarno, der die Stabführung gerade übernommen hat, dürfte an dieses Profil anknüpfen – ein Profil, das nicht nur beim Publikum hervorragend ankommt, sondern auch dazu beiträgt, dass die Musiker mit Begeisterung die Strapazen der Projektphasen auf sich nehmen.

Erleben kann man den 30-jährigen neuen Dirigenten, der aus Marsberg stammt und in Detmold studiert hat, allerdings erst beim Jubiläumskonzert am 21. Juli im Kraftwerk, mit dem WINDPHONICS auch den diesjährigen Ferienzauber eröffnet. Beim Jubiläumsabend liegt die musikalische Leitung in den Händen von Hannes Schlaich. Er ist einer der selbst dirigierenden Mitspieler des Orchesters. Gleich drei davon hat WINDPHONICS – auch dass ein Indikator dafür, was für ein besonderes Orchester sich hier entwickelt hat.

Info: Das Konzert im Festsaal der Gymnasien (AMG) beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Jubiläumskonzert findet am 21. Juli im Kraftwerk statt – es ist zugleich die Eröffnung des Ferienzaubers 2016.

(Pressebericht NRWZ, 06.06.2016)